Berliner Chiromantie
Bei der Berliner Chiromantie handelt es sich um eine deutschsprachige Chiromantie, die unikal in einer um 1445 entstandenen Handschrift überliefert ist (Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 244, fol. 307v–308r).
Der Text besteht aus zwei Listen von chriomantischen Aussagen mit der Struktur Das/Die […] bezeyget/bezeichend […] und zwei Handflächenzeichnungen. Über lateinische Kleinbuchstaben (a, b, c ...) werden die Aussagen diagrammatisch mit Details der Zeichnungen verknüpft. Die Liste zur Linken (weiblichen) Hand umfasst 24 Aussagen, die Liste zur rechten (männlichen) Hand 27 Aussagen. In den Aussagen gibt es einzelne Parallelen zu den lateinischen Dextra viri, sinistra mulieris-Diagrammen, zumindest die edierte Fassung dieses Textes ist aber nicht die direkte Vorlage der Berliner Chiromantie.
Überlieferung
Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 244, fol. 307v–308r
Digitalisat | https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN785884734&PHYSID=PHYS_0656&DMDID= |
Online-Information | https://handschriftencensus.de/8786
https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/HSP0003635000000000 https://kdih.badw.de/datenbank/handschrift/11/4/5 |
Entstehungszeit | um 1445 |
Entstehungsort | Mittelrhein / Diözese Mainz |
Illustrationen | Zwei nicht-kolorierte Federzeichnungen: 307v Zeichnung der Innenfläche einer linken Hand vor rechteckigem schwarzem Hintergrund in der unteren rechten Ecke der Seite, darauf verschiedene Zeichen (Kreuze, Linien, Muster), die mit roten Buchstaben a–z markiert sind. Der von a bis z gegliederte Text der Seite erklärt die Bedeutungen der Zeichen. [308r] Zeichnung der Innenfläche einer rechten Hand. Die Seite ist spiegelbildlich zu 307v aufgebaut, auch hier mit roten Buchstaben a–z markierte Zeichen auf der Hand, die im Text ausgelegt werden. Zusätzlich sind fünf Handlinien beschriftet. |
Forschungsliteratur
- Britta-Juliane Kruse, Sammelhandschrift mit astrologischen und mantischen Schriften sowie Farb- und Kochrezepten, in: Aderlaß und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln, hg. von Peter Jörg Becker und Eef Overgaauw (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Ausstellungskataloge N.F. 48), Mainz 2003, S. 363–366 (Nr. 173), hier S. 364
- Marco Heiles, Eine unbeachtete deutsche Chiromantie in der Landesbibliothek Linz, in: ZfdA 145 (2016), S. 70–81, hier S. 71.
- Marco Heiles, Das Losbuch. Manuskriptologie einer Textsorte des 14. bis 16. Jahrhunderts (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 83), Wien/Köln/Weimar 2018, S. 285f., 456f.
- Marco Heiles, Prognostiken (Nr. 103a.), in: Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, begonnen von Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. von Ulrike Bodemann, Kristina Freienhagen-Baumgardt, Pia Rudolph und Nicola Zotz, Bd. 10 (Pilgerbücher - Rechtsspiegel, Rechtsbücher), München 2023.