Kategorie:Petersilie schnell wachsen lassen

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Dieser Artikel fasst alle Praktiken zusammen, die dazu dienen Petersilie schnell wachsen zu lassen.

Forschungsstand

Gerhard Eis hat bereits 1964 auf die Existenz von "Rezepte zur verblüffenden Beschleunigung des Wachstums von Pflanzen [meist Petersilie]", die zur "Unterhaltung von Gästen" dienen, in wie er sich ausdrückt "'mittealterlichen Kunstbüchern', die verschiedene Tricks und teils mögliche, teils unmögliche Experimente enthalten" hingewiesen, die "bisher noch nicht untersucht" worden waren.[1] Explizit verweist er auf die entsprechenden Rezepte in den Handschriften München, Staatsbibl., Cgm 317, fol.118v und Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 3217, fol. 127v.[2]

Gerhard Eis Hinweis wurde allerdings in der weiteren Forschung nicht aufgegriffen. Rezepte zum schnellen Wachstum von Petersilie fanden sich aber in einigen Kochrezeptsammlungen und wurden deshalb als Teil derselben ediert.

Helmuth W. Klugs Portal der Pflanzen des Mittelalters erfasst zu Zeit (Stand 8. Juli 2014) insgesamt neun edierte Rezepte zu entsprechenden Praktiken, sechs unter dem Titel 'Petersilie schnell wachsen lassen', zwei unter dem Titel 'Petersilie auf dem Tisch' und eines unter dem Titel 'Petersilie wachsen lassen, bevor die Hühner sieden'. Leider zeigen diese Titel aber nicht an, welche Texte inhaltlich und textlich übereinstimmen und welche nicht. Diese bereits edierten Texte stammen aus den Kochrezeptsammlungen der Handschriften Basel, Universitätsbibl., Cod. AN V 12 (1460, Meister Hans: 'Von allerley kochen'), Berlin, Staatsbibl., mgf 244 (um 1445, 'Rheinfränkisches Kochbuch'), Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2897 (Kochbuch von St. Dorotheen zu Wien) und Wolfenbüttel, Herzog August Bibl., Cod. 226 Extravagantes (Kochbuch des Augsburger Zunftbürgermeisters Ulrich Schwarz) sowie aus einer Sammlung von technologischen, Scherz- und Zauberrezepten aus der Handschrift Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 3227a (um 1389).

Obwohl die Petersilien-Texte sehr kurz sind, wurden sie dennoch in einigen Handschriftenbeschreibungen erfasst und sind so über http://www.manuscripta-mediaevalia.de auffindbar. Hinzu kommen so die deutschen Rezepte in Heidelberg, Universitätsbibl., Cpg 169, fol. 156v, Augsburg, Universitätsbibl., Cod. III.1.8° 30, fol. 33v und Heidelber, Universitätsbibl., Cpg 290, fol. 61v, wobei mit letzterem eine Textradition bis ins ausgehende 16. Jahrhundert (1587) belegt ist, sowie ein möglicher lateinischer Textzeuge in Kassel, Universitätsbibl. / LMB, 4° Ms. med. 10, fol. 3r.

Bisher nicht erfasst waren die Rezepte in Augsburg, Staats- und Stadtbibl., 2° Cod. 572, fol. 164rb-164va und Hamburg, Staats- und Universitätsbibl., Cod. germ. 1, fol. 57ra/b, die der eigentliche Ausgangspunkt meiner Untersuchung waren.

Texte und Überlieferung

Ich habe die Texte nach inhaltlichen und philologischen Kriterien geordnet. Der Wortlaut der einzelnen Fassungen variert dabei aber zum Teil sehr stark. Dennoch gehe ich davon aus, ds die hier zusammen erfassten Texte jeweils auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen.


Petersilie und Kürbis schnell wachsen lassen - Kompilation aus vier Rezepten

(Die Rezepte werden nur durch ein oder voneinander getrennt. Rezept I: Petersilie mit Branntwein, Rezept II: Petersilie mit Essig, Tau und Asche, Rezept III: Petersilie mit Asche aus Bohnenstengeln, Wein, feiner Erde und Regenwasser, Rezept IV: Kürbis oder Melone mit Menschenblut und Erde)

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 3227a, fol. 113v [3][4]

Petersilie schnell wachsen lassen - eine hübsche Kurzweil

(mit Asche aus Bohnenstengeln, feiner Erde, Weinessig/Wein und Regenwasser)

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 3227a, fol. 113v (Rezept III)[5][6]
Augsburg, Staats- und Stadtbibl., 2° Cod. 572, fol. 164rb-164va
Hamburg, Staats- und Universitätsbibl., Cod. germ. 1, fol. 57ra/b[7]
Heidelberg, Universitätsbibl., Cpg 169, fol. 156v [8](Abbildung)


Petersilie schnell wachsen lassen - ehe/wärend die Hühner sieden

(mit Rotwein, Asche aus Weinreben und Bohnenstroh, Erde und Regenwasser)
Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2897, fol. 28v[9][10]

Basel, Universitätsbibl., Cod. AN V 12, fol. 32v-33v[11][12]

Wolfenbüttel, Herzog August Bibl., Cod. 226 Extravagantes, fol. 68v[13][14] (Abbildung)


Petersilie schnell wachsen lassen - mit Maitau und Bohnenpulver

Berlin, Staatsbibl., mgf 244, fol. 294v[15][16] (Abbildung)
Basel, Universitätsbibl., Cod. AN V 12, fol. 105v [17][18]


Petersilie schnell wachsen lassen - mit Branntwein und Asche

Berlin, Staatsbibl., mgf 244, fol. 294v[19][20] (Abbildung)


Petersilie schnell wachsen lassen - mit Rotwein, Asche aus Bohnenstengeln und Erde

Heidelber, Universitätsbibl., Cpg 290, fol. 61v[21] (Abbildung)


Bisher nicht zugeordnet

Augsburg, Universitätsbibl., Cod. III.1.8° 30, fol. 33v (Petersilie auf einem Tisch wachsen lassen)[22]
Handschriften München, Staatsbibl., Cgm 317, fol.118v (Incipit: Daz petersil wachs. Wildu machen daz petersil vor den lewten wachs auf einem tisch)[23]
Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 3217, fol. 127v (Incipit: Wil du machn daz petrosil wachs vor den leyt<e>n auff ainem tisch)[24]


Lateinische Texte

Kassel, Universitätsbibl. / LMB, 4° Ms. med. 10, fol. 3r (Incipit: Recipe semen petroselini et Recipe cineres dictas wedasche)

Fußnoten

  1. Gerhard Eis, Tiere aus der Phiole, in: Centaurus 10 (1964), S.29-34, hier S. 33.
  2. Ebda.
  3. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-schnell-wachsen-lassen-nurnberg-germanisches-nationalmuseum-3227a
    http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-schnell-wachsen-lassen-nurnberg-germanisches-nationalmuseum-3227a-2
    http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-schnell-wachsen-lassen-nurnberg-germanisches-nationalmuseum-3227a-3
    http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/kurbis-oder-melonen-schnell-wachsen-lassen-nurnberg-germanisches-nationalmuseum-3227a
  4. Trude Ehlert und Rainer Leng, Frühe Koch- und Pulverrezepte aus der Nürnberger Handschrift GNM 3227a (um 1389), in: Medizin in Geschichte, Philologie und Ethnologie. Festschrift für Gundolf Keil, hg. von Dominik Groß und Monika Reininger, Würzburg 2003, S. 289–320, S. 303f. (Nr. 7-10).
  5. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-schnell-wachsen-lassen-nurnberg-germanisches-nationalmuseum-3227a-3
  6. Trude Ehlert und Rainer Leng, Frühe Koch- und Pulverrezepte aus der Nürnberger Handschrift GNM 3227a (um 1389), in: Medizin in Geschichte, Philologie und Ethnologie. Festschrift für Gundolf Keil, hg. von Dominik Groß und Monika Reininger, Würzburg 2003, S. 289–320, S. 303f. (Nr. 9).
  7. Vgl.: Marco Heiles, Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. germ. 1. Handschriftenbeschreibung, S. 14f.
  8. Karin Zimmermann unter Mitwirkung von Sonja Glauch, Matthias Miller und Armin Schlechter, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181) (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg VI), Wiesbaden 2003, S. 391-398.
  9. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-wachsen-lassen-bevor-die-huhner-sieden-wien-osterreichische-nationalbibliothek-cod-vind-2897
  10. Doris Aichholzer, "Wildu machen ayn guet essen ...". Drei mittelhochdeutsche Kochbücher: Erstedition, Übersetzung, Kommentar (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie 35), Bern u.a. 1999, S. 372 (Nr. 250).
  11. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-schnell-wachsen-lassen-basel-offentliche-bibliothek-der-universitat-a-n-v-12-2
  12. Trude Ehlert (Hg.), Maister Hannsen des von wirtenberg koch. Transkription, Übersetzung, Glossar und kulturhistorischer Kommentar, Frankfurt a.M. 1996, S. 248f. (Nr. 49).
  13. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-schnell-wachsen-lassen-wolfenbuttel-herzog-august-bibliothek-cod-guelf-226-extr
  14. Oliver Becker, Anke Christensen, Gerhard Fouquet, Tanja Jaschkowitz, Karsten Plöger, Sven Rabeler und Corinna Schröder, Das Kochbuc des Augsburgers Ulrich Schwarz, in: Gerhard Fouquet (Hg.), Goldene Speisen in den Maien. Das Kochbuch des Augsburger Zunftbürgermeisters Ulrich Schwarz († 1478) (Sachüberlieferung und Geschichte 30), St. Katharinen 2000, S. 16-109, hier S. 35f. (Nr. 38)
  15. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-auf-dem-tisch-berlin-staatsbibliothek-ms-germ-fol-244
  16. Thomas Gloning (Hg.), Rheinfränkisches Kochbuch um 1445 [Text, Übersetzung, Anmerkungen und Glossar von Th. G.; Kulturhistorische Würdigung von Trude Ehlert], Frankfurt a.M. 1998, S. 46 (Nr. 75).
  17. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-schnell-wachsen-lassen-basel-offentliche-bibliothek-der-universitat-a-n-v-12
  18. Trude Ehlert (Hg.), Maister Hannsen des von wirtenberg koch. Transkription, Übersetzung, Glossar und kulturhistorischer Kommentar, Frankfurt a.M. 1996, S. 321 (Nr. 284).
  19. http://medieval-plants.org/mps-daten/recipe/petersilie-auf-dem-tisch-berlin-staatsbibliothek-ms-germ-fol-244-2
  20. Thomas Gloning (Hg.), Rheinfränkisches Kochbuch um 1445 [Text, Übersetzung, Anmerkungen und Glossar von Th. G.; Kulturhistorische Würdigung von Trude Ehlert], Frankfurt a.M. 1998, S. 46 (Nr. 76).
  21. Matthias Miller und Karin Zimmermann, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 182-303) (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg VII), Wiesbaden 2005, S. 404-408.
  22. Karin Schneider, Deutsche mittelalterliche Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg. Die Signaturengruppen Cod. I.3 und Cod. III.1 (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg II,1), Wiesbaden 1988, S. 517.
  23. Karin Schneider, Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Cgm 201-350 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,2), Wiesbaden 1970, S. 312.
  24. Hermann Menhardt, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 2 (Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13), Berlin 1961, S. 886.



Marco Heiles

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