Lehre vom Arbeiten der Leithunde

Aus Artesliteratur
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Bei der Lehre vom Arbeiten der Leithunde handelt es sich um ein spätmittelalterliches deutschsprachiges Jagdtraktat, das die Vorsuche des anzujagenden Hirsches mit Hunden und deren Abrichtung thematisiert. Das Traktat zählt wie auch die Lehre von des Hirsches Gescheitheit und seinem Wandel zu den aus der Lehre von den Zeichen des Hirsches hervorgegangenen Derivattexten (Lindner 1964: 45) und stellt nach dieser den bedeutendsten Beitrag zur spätmittelalterlichen didaktischen Jagdliteratur dar (Lindner 1985: 658).

Entstehung

Bei der Lehre vom Arbeiten der Leithunde handelt es sich um einen die im 14. Jahrhundert entstandene Lehre von den Zeichen des Hirsches inhaltlich ergänzenden Derivattext (vgl. Lindner 1959: 16f). Eine selbstständige Tradition des Textes wird als unwahrscheinlich angenommen, da die Lehre vom Arbeiten der Leithunde in allen handschriftlichen Überlieferungen im Anschluss an die Lehre von den Zeichen des Hirsches überliefert ist. Seine Entstehung wird daher spätestens um die Mitte, eventuell schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vermutet (vgl. Lindner 1985: 658). Die älteste Überlieferung des Textes befindet sich in der um 1445 datierten Handschrift [P]. Die mit einer Entstehung um 1593 jüngste und einzig vollständige Abschrift des Textes ist in der Handschrift O zu finden (vgl. Lindner 1959: 9, 15). Der Verfasser der Lehre vom Arbeiten der Leithunde ist anonym. Aufgrund des gehobenen sprachlichen Stils des Traktates, der sich von der Sprache der klassischen Zeichenlehre abhebt, wird hinter dem Verfasser der Lehre vom Arbeiten der Leithunde ein schreibgewandter Berufsjäger mit höherem Bildungsstand und gehobener Stellung vermutet (vgl. Lindner 1959: 21, Lindner 1964: 45).

Aufbau und Inhalt

Der Text der Lehre vom Arbeiten der Leithunde gliedert sich der Handschrift O folgend in neun Kapitel. Ob diese Einteilung ursprünglich vorgesehen war, kann nicht beurteilt werden (vgl. Lindner 1959: 18). In der Handschrift N ist der Text der Lehre von den Zeichen des Hirsches in Heinrich Münsingers Buch von den Falken, Habichten, Sperbern, Pferden und Hunden eingesprengt (vgl. Lindner 1959: 16). Dabei sind allerdings nur ca. ¾ des Textes der Handschrift O enthalten, da die Handschrift N nur die Kapitel 1­–5 überliefert (vgl. Lindner 1959: 23). Zudem ist der Text der Lehre vom Arbeiten der Leithunde in der Handschrift N als Fließtext niedergeschrieben. Nur die Kapitel 1, 3 und 4 erhalten durch ihre Einleitung mit Item eine gewisse Kennzeichnung als Kapitelbeginn. In der Handschrift [P], dem ältesten Überlieferungsträger, sind hingegen alle Kapitelanfänge durch rubrizierte Alinea gekennzeichnet. Zudem sind bis auf das fünfte alle Kapitel aus der Handschrift O überliefert. Dabei weist die Handschrift [P] jedoch zwei Unterschiede im Vergleich zur Handschrift O auf. Zum einen ist das Kapitel 8 dort in zwei Teile gegliedert, zum anderen ist das Kapitel 9 in der Handschrift [P] nicht als eigenständiges Kapitel ausgezeichnet.

Die neun Kapitel der Lehre vom Arbeiten der Leithunde sind inhaltlich wie folgt aufgebaut. Im ersten Kapitel sind anschaulich beschriebene Anweisungen zur Abrichtung eines jungen Leithundes niedergeschrieben. Das zweite Kapitel thematisiert das Verhalten des angejagten Hirsches und das erfolgreiche Verfolgen seiner Fährte. Dabei findet sich auch die im Mittelalter verbreitete Auffassung wieder, dass ein verfolgter Hirsch seinen Fuß veränderte, um eine falsche Fährte anzutäuschen. Im dritten Kapitel wird zum einen erneut die Ausbildung der Leithunde thematisiert. Zum anderen wird besprochen, wie ein Jäger das Sprengen des Hirsches vom Rudel und das Auffinden seiner Fährte anhand von Zeichen bewerkstelligt. Dabei werden die Zeichen der Fährte „viel undogmatischer als in der klassischen Zeichenlehre besprochen“ (Lindner 1959: 19). Die Kapitel vier bis acht fokussieren hauptsächlich das Verhalten, die Zeichen und die Lebensgewohnheiten der jungen Hirsche. In Bezug auf den Fußabdruck der Hirsche wird dabei eindeutig auf die Lehre von den Zeichen des Hirsches Bezug genommen, wodurch die Annahme bestärkt wird, dass die Lehre vom Arbeiten der Leithunde als Derivat- und Erweiterungstext der klassischen Zeichenlehre zu verstehen ist. Das letzte Kapitel ist im Gegensatz zu den vorherigen Kapiteln dem Verhalten, den Zeichen und den Lebensgewohnheiten des jungen weiblichen Rotwildes gewidmet (vgl. Lindner 1959: 18–22).

Vergleich des Inhalts der Lehre vom Arbeiten der Leithunde nach Kapiteln in den Handschriften N O [P] auf Grundlage der Handschrift O
Kapitel Inhalt Kapitelanfänge nach Handschrift O

(Lindner 1959: 40–54)

Kapitelanfänge nach Handschrift [P] Kapitelanfänge nach Handschrift N
Incipit Merkh gar hübsche ler von dem gespür, an dem alle khunst am maisten leüth. Alle khunsst leith am arbethen der laidthundt. ¶ Noch gar ein hubſche lere von der ſpür do alle kunſt am meiſten anligt / das lyt alles an dem erbeiten der leythund Noch gar eÿn huͦbſche ler von der ſpuͦr do alle kuͦnſt am Maÿſten an led / als an dem arbaiten der leÿdhuͦndt
1 Anweisungen zur Abrichtung junger Leithunde (26/ 1) Zum ersten soll ein yetlicher jeger, der jagen will, seinen laidthundt selber arbethen (1) ¶ Zum erſten ſol ein iglicher geſelle der Iagen wil lernen / ſinen leythund ſelber erbeiten (1) Jtem zuͦm erſten ſoll ein jglicher geſell der jagen will lernen einen leÿdhuͦnd ſelber arbeitten
2 Verhalten des angejagten Hirsches und Verfolgen seiner Fährte (27/ 2) Wie man einen hirschen nachfarn soll ein guete leer. Wann dir ain hirsch zu den rechten försten laufft (2) ¶ Nu wie du Im zu dem andern mal nachfaren ſolt / vnd auch ein ler daby / wan dir der hirſz nuͤ zu den rechten foͤrſten luͤffe (2) vnd wiltuͦ wiſſen wie duͦ jme zuͦm andern mal nachfaren ſolt / vnd auͦch ein ler dobeÿ / wan dir der hirſch Nuͦn jn dem rechten erſten lauͦff
3 Sprengen des Hirsches vom Rudel, Auffinden seiner Fährte anhand von Zeichen (Bett), Abrichtung des Leithundes (28/ 3) Ein anndere materj von dem hirschen, vasst nucz. Wann dir der hürsch getriben oder vmb gejagt vnnd vnndter das wildt laufft (3) ¶ Item ein ander materj / wann dir dez vmbe getriben / oder der geIagt hirſz vnder wildt leuft (3) Jttem ein ander materj wan dir der vmbgetriben oder gejagt hirſch vnder wild

lieff

4 Verhalten, Zeichen und Lebensgewohnheiten der "bösen", d.h. jungen Hirsche (29/ 4) Ein maisterliche spür. Noch ein hübsche spür vnd die vnndter jnen allen am maisterlichisten ist (4) ¶ Item noch ein huͤbſche ſpuͤr / vnd die meiſterlichſte vnder allen ſpuͤren / iſt (4) Jttem noch ein huͦbſchen ſpuͦr vnnd die Meiſterlich jſt vnder allen ſpuͦrenn iſt
5 (30/ 5) Noch ein drew gewisse stuckh daruon. Wie jung vnnd peß ein hürsch ist, so hat er doch sein natur - (5) doch ſein noch dreÿ gewiſſe ſtuͦckhlein dauͦon / dobej man an aller ſtat gelegenheit der boſzen hirſch woll jagen vnd auͦſſprechen mag / aber dj ſind zuͦ koſtlich zuͦ ſchreiben / auͦch wie juͦng er iſt ſo hatt er doch ſein Nattuͦr als wol als der groſz hirſch / er muͦſz auͦch alles das thuͦn das ein hirſch thuͦtt
6 (31/ 6) Noch ein gewisse gespür zu den pesen hürschen. So muestw dir von den alten ein solches beyspil nemen (6) ¶ Noch ein gewiſſe koſtlich ler vnd ſpür zü boſen hirſzen muͤſt du dir byſpil nemen / by den alten hirſzenwandelung -
7 (32/ 7) Aber ein zaichen von den pösen hirschen. Die bösen hirschen sein gar scharf beschalt, mer dann ein wildt. (7) ¶ Noch ein zeichen von boſen hirſzen das merck / ſie ſind faſt ſcharpff beſchalt / vnd ſind auch daby lenger beſchalt dan ein wildt -
8 (33/ 8) Aber ein spür, wann er geet. So schreit er albeg weiter, er sej wie jung er woll, dann ein stuck wildt. [...] Es ist auch hübsche spür auf den lanngen vnnd hörden haiden. (8) ¶ Aber ein ſpur von dem / Er ſchryt alweg wyter wie Iungk er iſt / dan ein wildt

(8.1) ¶ Auch ein huͤbſch ſpuͤr / vff dem langen vnd herten heyd

-
9 Verhalten, Zeichen und Lebensgewohnheiten des jungen weiblichen Rotwilds (34/ 9) Ein beyspill von dem töchterlein. Ein beyspil bej dem töchterlein, vnd gleicht sich zw den hinden jung vnd alt. (9) Nü das byſpil von den dochterlein gelicht ſich czu den hinden / Iungk vnd alt -

Parallelüberlieferungen in Derivattexten der klassischen Zeichenlehre

Einige Inhalte der Lehre vom Arbeiten der Leithunde finden sich in drei anderen Derivattexten der klassischen Zeichenlehre wieder: Dazu zählen das Jägerbuch des Albrecht Retz (V), die Wolfskeelsche Handschrift (T) und der 1610 in Nürnberg bei Georg Leopold Fuhrmann erschienene Druck „Jägerkunst vnd Waldgeschrey“ (K) (vgl. Lindner 1959: 23–26).

Im Jägerbuch des Albrecht Retz (V) kehrt das zweite Kapitel aus der Lehre vom Arbeiten der Leithunde wieder, woraus Lindner folgert, dass Albrecht Retz vor allem eine Sammlung älterer Vorlagen zusammentrug. Die Wolfskeelschen Handschrift (T) weist zwar mehr Berührungspunkte mit der Lehre vom Arbeiten der Leithunde auf, allerdings weichen die Formulierungen deutlich stärker voneinander ab und zudem treten die übereinstimmenden Textstellen häufig in anderen Zusammenhängen auf (vgl. Lindner 1959: 24). Lindner vermutet daher, dass die Parallelüberlieferungen in der Wolfskeelschen Handschrift eine Überarbeitung der Inhalte der Lehre vom Arbeiten der Leithunde darstellen. Die Verwandtschaft zum Druck „Jägerkunst vnd Waldgeschrey“ (K) hingegen lässt sich wiederum mit wortwörtlich aus dem ersten Kapitel der Lehre vom Arbeiten der Leithunde übernommenen Textpassagen belegen. Mit Ausnahme der Überlieferung des ersten Kapitels im Druck „Jägerkunst vnd Waldgeschrey“, fand die Lehre vom Arbeiten der Leithunde keinen Zugang zum Druck und blieb daher „ohne Einfluß auf die deutsche Jagdliteratur der nachfolgenden Zeit.“ (Lindner 1959: 25–26, Zitat: 26).

Handschriftliche Überlieferung

Die Lehre vom Arbeiten der Leithunde ist nach derzeitigem Stand in drei Handschriften aus dem 15. und 16. Jahrhundert überliefert. Die für die Handschriften verwendeten Siglen richten sich nach den von Lindner vergebenen Siglen (vgl. Lindner 1959: 93, Siglen N und O). Die Sigle [P] für die Handschrift Ms. germ. qu. 2370 wurde im Rahmen der Verfassung des Artikels neu vergeben, da die Handschrift Lindner zeitlebens nicht bekannt war und erst im Jahr 2006 wiederentdeckt wurde (Klingner 2008: 4).

N Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 281, fol. 72v–76v

Handschrift N: Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. Germ. 281, fol. 72v (lizensiert CC0 1.0) https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg281/0154/image,info

Handschrift N (um 1500, bair., unbek. Schreiber) überliefert die ersten fünf Kapitel der Lehre vom Arbeiten der Leithunde (Lindner 1959: 23). Ihr geht eine Abschrift der Lehre von den Zeichen des Hirsches voran. Beide Texte sind in eine Abschrift des von Heinrich Münsinger verfassten Buch von den Falken, Habichten, Sperbern, Pferden und Hunden eingefasst (Lindner 1959: 15).

Informationen zum Codex

Handschriftencensus https://handschriftencensus.de/10378
Digitalisat https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg281

Informationen zum Text

Beschreibstoff Papier
Blattgröße 31,3 x 22 cm
Schriftraum 14,5–15,5 x 24–25,5 cm
Spaltenzahl einspaltig
Zeilen 21–26
Entstehungszeit um 1500 (Lindner 1959: 94), um 1480 (Lindner 1962: 79), nach 1508 (Miller/Zimmermann 2005: 382)
Entstehungsort Heidelberg (?) (Miller/Zimmermann 2005: 382)
Schreibsprache bairisch (Miller/Zimmermann 2005: 383)
Schreiber/Hände eine Hand (Miller/Zimmermann 2005: 383)
Schrift Deutsche Kursive des 16. Jh. (Miller/Zimmermann 2005: 382)
Seitenumfang fol. 72v–76v
Version / Fassung N (nach: Lindner 1959: 93)
Kolophon -
Titel -
Incipit Noch gar eÿn huͦbſche ler von der ſpuͦr do alle kuͦnſt

am Maÿſten an led / als an dem arbaiten der leÿd =

huͦndt

(fol. 72v, 10–12)

Explicit wan es muͦſz ein herr oder

frauͦ offt ab dem holcz vngejagt heimbziehen

ſolicher jeger halber / das ſie die boſzen hirſch nitt

anſprechen dorffen vnd ſprechen ſie haben nichts

fuͦndenn

(fol. 76v, 4–8)

Mitüberlieferung fol. 1r–110v Lehre von den Zeichen des Hirsches (fol. 67r–72v)

und Lehre vom Arbeiten der Leithunde (fol. 72v–76v)

in: Heinrich Münsinger: Buch von den Falken, Habichten, Sperbern, Pferden und Hunden

fol. 111r–185v Anonyme Rossarzneien
186r–203r Hartmann von Stockheim: Rossarzneibuch
203v Human- und veterinärmedizinische Rezepte
gedruckte Edition -
digitale Edition Link folgt

O St. Florian, Stiftsbibliothek, Hs. XI. 620, Ein Puech zu der Waidmanschafft, fol. 11r–18v

Handschrift O (ca. 1593, dt., unbek. Schreiber) überliefert den vermutlich vollständigen Text der Lehre vom Arbeiten der Leithunde. Auch in der Handschrift O geht dem Traktat eine Abschrift der Lehre von den Zeichen des Hirsches voran (Lindner 1959: 16f). Außerdem überliefert das Puech zu der Waidmannschafft darüberhinaus Anweisungen zur Vogelhaltung sowie einen Katalog mit weiteren jagdlichen Anweisungen (Lindner 1959: 11).

Die Transkriptionen dieser Handschrift sind übernommen aus Lindner 1959: 40–54. Da kein Digitalisat der Handschrift online verfügbar ist, konnten die Transkription weder hinsichtlich ihrer Korrektheit noch in Bezug auf die korrekte Übernahme des Zeilenfalls in der Handschrift überprüft werden.

Informationen zum Codex

Handschriftencensus https://handschriftencensus.de/22292

(Ohne Nennung der Lehre vom Arbeiten der Leithunde)

Digitalisat -

Informationen zum Text

Beschreibstoff Papier
Blattgröße -
Schriftraum -
Spaltenzahl -
Zeilen -
Entstehungszeit ca. 1593 (Lindner 1959: 9)
Entstehungsort -
Schreibsprache deutsch
Schreiber/Hände eine Hand (Lindner 1959: 9)
Schrift -
Seitenumfang fol. 11r–18v (Kap. 26–34)
Version / Fassung O (nach: Lindner 1959: 93)
Kolophon -
Titel Merkh gar hübsche ler von dem gespür, an dem alle khunst am maisten leüth.

(fol. 11r)

Incipit Alle khunsst leith am arbethen der laidthundt.

(fol. 11r)

Explicit Aber dem jungen hürschen ist sein geäder waich vnd glenckh. Darumb mag er das woll thun.

(fol. 18v)

Mitüberlieferung fol. 1r–4v Anweisungen zur Vogelhaltung (Kap. 1–2)
fol. 4r–11r Lehre von den Zeichen des Hirsches (Kap. 3–25)
fol. 11r–18v Lehre vom Arbeiten der Leithunde (Kap. 26–34)
fol. 19r–27r Katalog sonstiger jagdlicher Anweisungen (Kap. 35–61)
gedruckte Edition Lindner 1959: 29–61
digitale Edition -

[P] Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. qu. 2370, fol. 5r–9v

Handschrift [P]: Staatsbibliothek Berlin, Ms. germ. qu. 2370, fol. 5r (lizensiert CC0 1.0) https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN663148138&PHYSID=PHYS_0013&DMDID=DMDLOG_0001

Handschrift [P] (um 1445, westschwäb., unbek. Schreiber) überliefert die Lehre vom Arbeiten der Leithunde im Anschluss an die Lehre von den Zeichen des Hirsches. Die Handschrift [P] wurde zum privaten Gebrauch angefertigt und war eine Schenkung des Grafen Wilhelm Werner von Zimmern an den Juristen Christoph Mellinger (Klingner 2011: 30). Sie besteht aus vier Teilen mit verschiedenen deutschsprachigen weltlichen Texten, die die "literarischen Vorlieben von drei Generationen einer süddeutschen Adelsfamilie" überliefern (Klingner 2011: 26–28, Zitat : 26). Der erste Teil der Handschrift, in dem die Lehre vom Arbeiten der Leithunde enthalten ist, behandelt neben der "Fachliteratur" zur Jagd außerdem die höfische Liebe und damit zwei spezifisch adlige Themenbereiche (Klingner 2008: 5).

Informationen zum Codex

Handschriftencensus https://handschriftencensus.de/3720
Digitalisat https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN663148138

Informationen zum Text

Beschreibstoff Papier
Blattgröße 20,5 x 14,5 cm
Schriftraum 15,5–18,5 x 11,5 cm
Spaltenzahl einspaltig
Zeilen 27–33
Entstehungszeit um 1445 (Heydeck: Ms. germ. qu. 2370)
Entstehungsort -
Schreibsprache westschwäbisch (Heydeck: Ms. germ. qu. 2370)
Schreiber/Hände eine Hand
Schrift Bastarda (Heydeck: Ms. germ. qu. 2370)
Seitenumfang fol. 5r–9v
Version / Fassung [P]
Kolophon -
Titel -
Incipit ¶ Noch gar ein hubſche lere von der ſpür do alle

kunſt am meiſten anligt / das lyt alles an dem

erbeiten der leythund /

(fol. 5r, 16–18)

Explicit hat dir dan der windt laub

dorIn geworffen / ſo wurf es mit der handt

heruſz / ſo ſichſt du es oder gryffeſt es gar

beſcheidenlich / etc.

(fol. 9v, 18–21)

Besitzeintrag 15 T 53

R. O. F. C. Mellinger

Generoſus ac Magnificus Dominus Wilhelmus

Wernerus Comes ac Dominus in Zimmern, Dominus in

Wildenstain, Sacratißimus Ro. Ces. Magnus Iudex

in iudicio Imperialis Camere, Dominus mihi obſer

vandißimus, me hoc perantiquo libello manu Domini

patris aut Aui ſui ante multos annos conſcripto: ex

ſingulari gratia et affectione donauit, die 6. Novemb. 1553

(Vorderer Spiegel)

Aus dem Besitz des Grafen Wilhelm Werner von Zimmern,

seit 1553 im Besitz des Juristen Christoph Mellinger (gest. 1577),

später im Besitz der Grafen Brandis auf der Leonburg (Lana bei Meran).

Mitüberlieferung Teil I
1r–5r Lehre von den Zeichen des Hirsches
fol. 5r–9v Lehre vom Arbeiten der Leithunde ([P])
fol. 10r–13v leer
fol. 14r–19r Was allerlei Blätter bedeuten
fol. 19v–25v leer
Teil II
fol. 26r–33r Weingrüße und zwei Biergrüße
fol. 33v–35r Sieben Klopfansprüche
fol. 35v Obszönrede‚ Von einer schönen Frau
fol. 35v Obszönrede eines Klerikers
fol. 36r–37v Peter Schmieher, Der Student von Prag
fol. 37v Priamel
Teil III
fol. 38r–v Das Scheiden
fol. 38v–39r Abschiedsgruß
fol. 39r–42v Das Meiden
fol. 42v–46r Streitgespräch zweier Frauen über die Minne
fol. 46r–52v Die Beständige und die Wankelmütige
fol. 52v–57r Der Knappe und die Frau
fol. 57r–59v Der schwere Traum
fol. 59v–64v Die Beichte einer Frau
fol. 64v–69r Hermann von Sachsenheim, Die Grasmetze
fol. 69v–73r Traumerscheinung einer schönen Frau
Teil IV
fol. 74r–80r Die sechs Kronen
fol. 80v–84v Der schlafende Hund
gedruckte Edition -
digitale Edition Link folgt

Literatur

  • Klingner, Jacob: Geborgene Schätze. Handschriftenfundstücke aus dem Familienarchiv der Grafen Brandis auf der Leonburg, in: ARX. Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und Südtirol 30 (2008), S. 3–10, online unter: https://www.gs.uni-heidelberg.de/md/neuphil/gs/personen/klingner_geborgene_schaetze_2008.pdf [29.11.2022]
  • Klingner, Jacob: Die Jagd, der Wein und die Liebe. Eine spätmittelalterliche Sammelhandschrift für die Staatsbibliothek zu Berlin, in: Bibliotheksmagazin. Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München 2011, Heft 3, S. 26–30.
  • Lindner, Kurt (Hg.): Deutsche Jagdtraktate des 15. und 16. Jahrhunderts, Teil II (Quellen und Studien zur Geschichte der Jagd VI), Berlin 1959, S. 93–107 und Abb. 6.
  • Lindner, Kurt (Hg.). Von Falken, Hunden und Pferden. Deutsche Albertus-Magnus-Übersetzungen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Teil I und II (Quellen und Studien zur Geschichte der Jagd VII und VIII), Berlin 1962, Teil I, S. 79–82.
  • Lindner, Kurt: Die Anfänge der deutschen Jagdliteratur (Zeitschrift für Jagswissenschaft 10), Berlin/Heidelberg 1964, S. 41–51.
  • Lindner, Kurt: [Art.] Lehre vom Arbeiten der Leithunde. In: 2VL 5, Berlin 1985, Sp. 657­–659.
  • Miller, Matthias/Zimmermann, Karin: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 182-303) (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg VII), Wiesbaden 2005, S. 382–385, online unter: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8469/1/codpalgerm_bd2.pdf [14.11.2022]
  • Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz. Handschriftenabteilung. Erwerbungen von 1997 bis 2019 (dort zu finden unter ihrer Signatur Ms. germ. qu. 2370, da sich die Seitenangaben stetig ändern), bearbeitet von Kurt Heydeck, online unter: https://staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/zentrale_Seiten/handschriftenabteilung/abendlaendische_handschriften/pdf/Erwerbungen.pdf [30.11.2022]